Das Zolliker 3.-Liga-Team gewinnt im letzten Saisonspiel trotz schlechter Vorzeichen 1:0 gegen den SV Höngg. Den Aufstieg in die regionale 2. Liga verpasst es nur hauchdünn.
Von Dennis Bühler
Die Ausgangslage vor dem letzten Spiel der Saison war für den Sportclub Zollikon nicht gerade einfach: Zum einen musste die Partie auf Geheiss des Fussballverbandes am Sonntagmorgen ausgetragen werden, an dem auf dem Sportplatz Riet eigentlich das Grümpel- und Schülerturnier hätte stattfinden sollen. Das von Freitag bis Sonntag dauernde Plauschturnier musste rund um das Meisterschaftsspiel des Fanionteams herum geplant werden – ein Mehraufwand für alle Beteiligten, den es in der 3. Liga und am Wochenende der Meisterschaftsentscheidung aber zweifellos zu akzeptieren gilt.
Zum anderen fühlten sich die Zolliker schon vor dem Anpfiff all ihrer Aufstiegschancen beraubt: Eigentlich sollte ein Heimsieg gegen Höngg genügen, um erstmals seit 22 Jahren wieder in der regionalen 2. Liga anzutreten, wenn sowohl Männedorf wie auch YF Juventus in der letzten Runde Punkte liegen lassen würden. Doch war das Spiel zwischen dem FC Fällanden und YF Juventus vom Fussballverband nach einem seltsam anmutenden Hin und Her zuerst auf den Samstag vorverschoben und dann wieder auf den Sonntag gelegt worden. Gastgeber Fällanden sah sich nicht in der Lage, während des eigenen Grümpelturniers ein Meisterschaftsspiel zu veranstalten, und erklärte, nicht zum letzten Saisonspiel anzutreten. YF Juventus gewann ohne zu spielen 3:0 forfait – und damit just jene drei Punkte, die letztlich zum Aufstieg in die 2. Liga reichten. Männedorf nämlich verlor gegen den FC Meilen überraschend 2:3 – ein Ergebnis, das für den SCZ nicht mehr von Belang war.
Marco Schärer trifft zur frühen Führung
Trotz schwer zu akzeptierender Umstände traten die Zolliker motiviert auf und setzten den SV Höngg von Beginn an unter Druck. Wie verwandelt schien das Heimteam im Vergleich zur Auswärtspartie beim FC Witikon, wo es zehn Tage zuvor chancenlos gewesen und 3:6 besiegt worden war. In der 13. Minute schaltete der SCZ nach einem Angriff der Stadtzürcher schnell um: Nicolas Girod passte an die Seitenlinie zu Andrea Schärer, der beschleunigte und zu seinem älteren Bruder Marco querlegte. Dieser passte direkt zu Fernando Hermida, der wiederum Andrea Schärer mit einem Steilpass lancierte. Dessen Pass in den Strafraum verwertete Marco Schärer unhaltbar ins untere rechte Eck.
Der SCZ konnte in der Folge mehrere gute Gelegenheiten verzeichnen, scheiterte aber jeweils knapp. Die grösste Chance vergab Andrea Schärer, als er zehn Minuten nach dem Führungstreffer einen zu kurz geratenen Rückpass eines Hönggers erlief und vor dem Goalie an den Ball gelangte. Der wirblige Flügelspieler im Zolliker Dress legte sich den Ball jedoch etwas zu weit vor, weshalb er ins Toraus kullerte.
In der 35. Minute unterlief der Zolliker Innenverteidiger Oliver Aeschimann, ansonsten ein sicherer Wert und einer der besten Spieler überhaupt, einen Ball, doch SCZ-Goalie Mauro Eichin konnte spektakulär mit dem Kopf abwehren. Auch in der zweiten Halbzeit war der SCZ das bessere Team, blieb aber ohne Torerfolg. Und wenn es hinten einmal brenzlig wurde, konnte es sich auf den wachsamen Eichin verlassen. In der 72. Minute wehrte der junge Goalie mit einer starken Parade einen Schuss aus etwa zehn Metern über das Tor.
Von Eichin bis Hermida: eine überzeugende Leistung
Nach enttäuschenden Leistungen in den Partien gegen YF Juventus (1:4) und Witikon gelang dem SCZ gegen Höngg eine gute und abgeklärte Leistung. Kein Spieler zog einen schlechten Tag ein, die Mannschaft kämpfte solidarisch und wusste auch spielerisch zu überzeugen. Goalie Eichin war ein sicherer Rückhalt, auf den in allen Situationen Verlass war. Nicolas Girod, der zuletzt überraschend auf der Ersatzbank hatte Platz nehmen müssen, stabilisierte die Abwehr und fand in Aeschimann einen ausgezeichneten Partner in der Innenverteidigung. Die Aussenverteidiger Asdin Azarnait und Christian Stengele schalteten sich immer wieder in die Angriffe ein und sorgten auf der Aussenbahn so für wichtige Überzahlsituationen. Azarnait sorgte überdies mit gut getretenen Eckbällen wiederholt für Gefahr.
Im Zentrum gewannen Sebastian Beisel und Yves Rämi fast alle Zweikämpfe, sodass sich der gegnerische Spielgestalter nie wie gewünscht entfalten konnte. Rämi liess sich dabei nicht einmal von einem Veilchen unter dem Auge beirren, das ihm ein Gegenspieler mit dem Ellbogen in einem überhart geführten Kopfballduell zugefügt hatte. Andrea Schärer war auf dem Flügel gewohnt dribbelstark und konnte oft nur mit einem Foulspiel gestoppt werden. Sascha Martin, der erst seit kurzem so offensiv eingesetzt wird, zeigte erneut, dass mit ihm auch auf dieser Position zu rechnen sein wird. Zwei Mal verpasste er das 2:0 nur knapp. Im Sturmzentrum gelang Marco Schärer eine der besten Saisonleistungen. Der frühe Torerfolg tat ihm sichtlich gut, mit dem nötigen Selbstvertrauen gewann er danach viele Zweikämpfe und setzte seine Mitspieler immer wieder gut in Szene.
Gleich hinter Schärer zog Fernando Hermida in seinem möglicherweise letzten Spiel für das Fanionteam die Fäden. Der 34-Jährige, der das Derby gegen den FC Küsnacht Mitte Mai mit drei Toren fast im Alleingang entschieden hatte, bewies auch gegen Höngg, dass die Zeit zum Rücktritt noch nicht gekommen sein muss. Für die junge Zolliker Mannschaft kann Hermida auch in der kommenden Spielzeit wertvoll sein. Entscheidend wird sein, ob sein geschundener Körper auch in der Saison 2013/14 wenigstens Teileinsätze zulassen wird.
Der SCZ darf mit dieser Saison mehr als zufrieden sein
Der Sportclub Zollikon schliesst seine zweite 3.-Liga-Saison nach fast zwanzigjähriger Pause auf dem ausgezeichneten 2. Tabellenrang ab. Auch wenn die Tatsache, dass der SC YF Juventus sich den Aufstieg im letzten Saisonspiel nicht mehr erspielen musste, einen schalen Beigeschmack hinterlässt, bleibt festzuhalten: YF Juventus hat sich die Promotion nicht zuletzt mit dem überzeugenden Gastspiel auf dem Riet vor gut zwei Wochen verdient. Und der SCZ darf trotz knapp verpasstem Aufstieg mehr als zufrieden sein mit den Leistungen, die in den vergangenen elf Monaten gezeigt worden sind. Besonders erfreulich ist, dass das Kader breiter geworden ist: Auch lange Verletzungspausen von Leistungsträgern wie Goalie Benjamin Niederhauser (der in dieser Saison kein einziges Spiel bestritt), Tomás Hermida, Alessandro Felder oder Michael Hugentobler sowie lange Absenzen aus beruflichen Gründen wie bei Matteo Felder, Sandro Camichel oder Richard Einstein führten nicht zu einem Leistungseinbruch.
Der SCZ hat den Aufstieg knapp verpasst, doch ist er ihm eindeutig näher gekommen: Im Vorjahr war der FC Herrliberg an der Tabellenspitze noch enteilt und mit grossem Vorsprung aufgestiegen, in der nun abgelaufenen Saison hat der SCZ nur einen einzigen Punkt zu wenig gewonnen. Das Trainerduo Alain Merkli und Werner Kienle darf der kommenden Spielzeit optimistisch entgegenblicken. Zumal auch einige talentierte A-Junioren zur 1. Mannschaft stossen werden.
Telegramm
SC Zollikon – SV Höngg 1:0 (1:0).
Fussballplatz Riet, 100 Zuschauer.
Tor: 13. M. Schärer 1:0.
SCZ: Eichin; Azarnait, Aeschimann, Girod, Stengele; Beisel, Y. Rämi; Martin (91. Oechslin), F. Hermida (76. Camichel), A. Schärer; M. Schärer (67. Lionzo).
Bemerkungen: Gelbe Karten gegen Azarnait (61., Handspiel), Lionzo (79.) und Girod (88., beide Foulspiel). Beim SCZ nicht eingesetzt: Gubler und T. Hermida, die sich beide beim Aufwärmen verletzten. SCZ ohne Bühlmann, Burger, A. Felder, Hugentobler, Niederhauser, G. Rämi, Winkler (alle verletzt), Einstein, M. Felder, Kälin (alle abwesend).