Das Team von Trainer Christian Stengele kommt wie schon in der Vorwoche gegen Racing Zürich bloss zu einem 1:1-Unentschieden. Gegen den FC Oerlikon/Polizei hat es Pech, kommt der Gegentreffer doch wegen eines umstrittenen Foulelfmeters zustande und verschiesst SCZ-Captain Matteo Felder kurz vor Spielende einen Penalty. Dennoch muss es sich auch an der eigenen Nase fassen. Der kommenden Partie gegen Tabellenführer Brüttisellen/Dietlikon kommt nun wegweisender Charakter zu.
Von Dennis Bühler
In der Halbzeitpause dürfte SCZ-Trainer Christian Stengele noch einigermassen zufrieden gewesen sein mit seiner Mannschaft. Zwar hatte sie den Gegner nach starker erster halber Stunde (und einem Pfostenschuss von Sean Winkler) kurz vor dem Pausenpfiff stärker aufkommen lassen, doch Goalie Benjamin Niederhauser hatte noch kein einziges Mal wirklich eingreifen müssen. Nur drei Minuten nach dem Seitenwechsel aber veränderte sich der Gemütszustand Stengeles sichtlich: Lautstark machte er seiner Wut über die Entscheidung des Schiedsrichters Luft, nachdem dieser nach einer Intervention Sascha Martins im eigenen Strafraum auf Elfmeter entschieden hatte.
Tatsächlich war der Penalty äusserst streng gepfiffen. Der Spielleiter war sich dessen wohl selbst bewusst, verzichtete er doch darauf, dem bereits verwarnten SCZ-Aussenverteidiger eine zweite gelbe Karte zu zeigen. Der Angreifer des FC Oerlikon/Polizei schickte Niederhauser in die falsche Ecke und traf ungefährdet zur 1:0-Führung.
Zwei Chancen kurz vor Ende
Die Zolliker Mannschaft liess sich von der plötzlichen Hiobsbotschaft vorübergehend verunsichern. In der 54. Minute zeigte der stets sicher wirkende Niederhauser seine beste Tat: Ein Stadtzürcher Stürmer war der Zolliker Hintermannschaft entwischt, der SCZ-Goalie aber blieb lange stehen und tauchte dann rasch in die linke Ecke, um den Schuss des Gegenspielers zu entschärfen. Nach einer knappen Stunde kam der SCZ wieder stärker auf – und durch Sean Winkler bald zum verdienten 1:1-Ausgleich. Sascha Martin hatte eine Freistossflanke scharf in den gegnerischen Sechszehner getreten, wo der Zolliker Stürmer gekonnt aus der Drehung zum 1:1 abschloss.
In der Folge glich die Partie zuweilen einem offenen Schlagabtausch. Beide Mannschaften suchten ihr Glück in der Offensive: Erst traf SCZ-Stürmer Andrea Schärer nur das Aussennetz, dann schoss ein Angreifer der Gäste alleine vor Niederhauser, von einem Abwehrspieler aber noch entscheidend bedrängt übers Tor. Der nach 69 Minuten eingewechselte Kevin Spalinger sorgte im SCZ-Angriff noch einmal für frischen Wind. In der 83. Minute wurde er im Strafraum gefoult, der Schiedsrichter zeigte – wohl nicht zuletzt auch im Wissen über seinen umstrittenen Pfiff auf der Gegenseite 35 Minuten zuvor – auf den Elfmeterpunkt. SCZ-Captain Matteo Felder übernahm Verantwortung, traf jedoch bloss den Pfosten. In der 86. Minute hatte Spalinger die letzte ausgezeichnete Torchance: Andrea Schärer hatte vor dem Tor quer gelegt, sein Sturmkollege den Ball aus kurzer Distanz aber nicht richtig getroffen
Im Angriff zu ideenlos
So blieb es beim 1:1-Unentschieden, das sich die Gäste mit konzentrierter Defensivarbeit und ein paar gut vorgetragenen Kontern in den Schlussminuten zwar verdient hatten, das für den SCZ aber doch unglücklich zustande gekommen war. Letztlich fehlten dem Team von Trainer Stengele aber zündende Ideen, blieb zu vieles Stückwerk und nur bis an die gegnerische Strafraumgrenze ansehnlich. Die Flügelspieler Sandro Camichel und Marco Schärer wurden zu selten ins Spiel eingebunden, viel zu oft wurde vorab in der Schlussphase mit langen Bällen operiert.
Negativ schlug sich auch die arg dünn besetzte SCZ-Ersatzbank zu Buche. Tomás Hermida hatte nach monatelanger Verletzungspause nur für Notfälle auf selbiger Platz genommen, Stengele plant sich ohnehin kaum je selbst einzusetzen, weil er von aussen Einfluss aufs Spiel ausüben möchte. So blieb nur Spalinger, dem nach seiner Einwechslung eine gute Leistung gelang. Unverständlich blieb, weshalb für ihn Winkler weichen musste, seit Jahen einer der torgefährlichsten Zolliker. Hätten gegen den FC Oerlikon/Polizei wenigstens ein paar der elf aus unterschiedlichen Gründen abwesenden Spieler zur Verfügung gestanden, wären die Aussichten auf Erfolg deutlich besser gestanden. Vorab die beiden Flügelspieler Joel Fuchs (Ferien) und Renato Lionzo (der das Kunststück fertig brachte, schon in der 7. Saisonpartie wegen vier gelber Karten gesperrt zu sein) wurden vermisst.
Steigerung tut not
Am kommenden Sonntag tritt die 1. Mannschaft des SCZ auswärts beim FC Brüttisellen/Dietlikon an. Das Duell der beiden einzigen noch ungeschlagenen Teams der Gruppe 4 der 3. Liga weist wegweisenden Charakter auf. Momentan führt Brüttisellen/Dietlikon die Tabelle zwei Punkte vor dem SCZ an – mit 21 erzielten Toren und bloss sechs erhaltenen Treffern in sieben Partien. Spieler des FC Witikon, die diese Saison bereits gegen beide Vereine gespielt haben, halten Brüttisellen/Dietlikon für etwas besser als den SCZ, sprechen aber beiden Teams gute Aufstiegschancen zu. So oder so ist klar: Zollikon muss sich steigern, will es beim Tabellenführer bestehen. Die Leistung gegen Oerlikon/Polizei war zwar gut. Doch nicht gut genug.
Telegramm
SC Zollikon – FC Oerlikon/Polizei 1:1 (0:0).
Riet, 70 Zuschauer.
Tore: 48. Elfmeter 0:1. 60. Winkler 1:1.
SCZ: Niederhauser; Martin, Oechslin, Oettli, Vanek; M. Schärer, Strazzella, M. Felder, Camichel; A. Schärer; Winkler (69. Spalinger).
Bemerkungen: 83. M. Felder schiesst Foulelfmeter an den Pfosten. Gelbe Karten für Martin (30., Foul) und Oechslin (91., Foul). Beim SCZ nicht eingesetzt: T. Hermida und Stengele. SCZ ohne Lionzo (gesperrt), C. Bühlmann, Girod, Hugentobler, Y. Rämi (alle verletzt), Azarnait, F. Bühlmann, Dugandzic, Fuchs, Gubler (alle abwesend) sowie G. Rämi (2. Mannschaft).