Mit dem Zolliker Stürmer Andrea Schärer hätte die prägende Figur dieses Spiels alleine vier Tore erzielen können, scheiterte aber wiederholt am gegnerischen Goalie oder eigenem Unvermögen und musste sich mit einem einzigen Treffer begnügen. Dennoch war der Sieg der in allen Belangen überlegenen Zolliker nie in Gefahr.
Von Dennis Bühler
Mehrmals in den vergangenen Jahren hatte sich der FC Witikon als hartnäckiger Gegner und entscheidender Stolperstein erwiesen, fähig, die mal leisen, mal lauteren Aufstiegshoffnungen des Sportclubs Zollikon endgültig zunichte zu machen. Entsprechend wies der Zolliker Trainer Christian Stengele seine Spieler im Vorfeld der Partie vom vergangenen Sonntag an, die Stadtzürcher keinesfalls zu unterschätzen. Erfreulicherweise zeigte sich vom Anpfiff an, dass die Zolliker Spieler ihrem Chef gut zugehört hatten. Sie agierten sehr aufsässig und jagten den Gegenspielern immer wieder Bälle im Mittelfeld ab, um dann rasch auf die Flügel zu spielen oder gleich direkt in die Tiefe.
Schon nach zwei Minuten erschufen sie sich eine erste gute Gelegenheit: Tomas Hermida spielte einen Ball weit nach vorne auf die Flanke zu Marco Schärer, der seinen Gegenspieler abschüttelte und zur Mitte querlegte, wo Andrea Schärer erst im letzten Moment noch am Torschuss gehindert werden konnte.
Die Chancen von Andrea Schärer
Der jüngere der Gebrüder blieb auch in der Folge die auffälligste Person auf dem Platz. Alleine in der ersten Viertelstunde vergab er zwei weitere ausgezeichnete Torchancen: Erst lenkte der gute Goalie des FC Witikon einen Schuss Andrea Schärers in Corner, wobei der Zolliker Stürmer in dieser Situation wohl besser auf die mitgelaufenen Joel Fuchs oder Marco Schärer aufgelegt hätte; dann wählte er mehr oder weniger unbedrängt alleine vor dem gegnerischen Torhüter den Abschluss per Kopf, statt den Ball mittels Brust auf den Fuss zu legen und so mehr Kraft hinter seinen Versuch zu bringen.
Ähnlich ging es weiter: Nach einer halben Stunde scheiterte erneut Andrea Schärer am Witiker Schlussmann, nachdem er von Marko Dugandzic lanciert worden war, sich im Sprint in Richtung gegnerisches Tor aber zu weit hatte abdrängen lassen und sich so selbst den Abschlusswinkel verkürzte.
Solidarische, kämpferisch gute Leistung
Obwohl die Zolliker den FC Witikon in der ersten Hälfte klar dominiert hatten, musste man zur Halbzeitpause aufgrund der Nachlässigkeit der Gastgeber im Abschluss um die erhofften drei Punkte fürchten. Sieben Minuten nach dem Seitenwechsel aber sorgte SCZ-Stürmer Albert Gubler endlich für den längst fälligen Führungstreffer: Von Fuchs freigespielt, schoss er aus rund 20 Metern mittels Dropkick aufs Witiker Tor. Deren Goalie, der an diesem Sonntag ansonsten bester Spieler seiner Mannschaft war, machte in dieser Situation keine besonders glückliche Figur und liess sich im nahen Eck erwischen.
Zollikon blieb auch in der Folge das weitaus bessere Team. Während der gesamten Spieldauer musste SCZ-Torhüter Benjamin Niederhauser keinen einzigen gefährlichen Abschluss der Witiker parieren. Zu sicher stand die Abwehr um Hermida und Nicolas Girod, zu defensiv diszipliniert agierte das zentrale Mittelfeld um Matteo Felder und Dugandzic. Überhaupt arbeiteten alle Zolliker vom Aussenverteidiger bis zum Angreifer solidarisch nach hinten und wussten kämpferisch zu überzeugen.
Einziger Wermutstropfen blieb so die Chancenauswertung, die auch in der zweiten Halbzeit kaum besser wurde. Entsprechend dauerte es bis kurz vor Schluss, ehe Andrea Schärer doch noch sein Tor erzielte und dem SCZ so eine womöglich turbulente Endphase ersparte. Von Sean Winkler steil angespielt schien es erst, als ob er sich den Ball zu weit vorgelegt hätte – doch dann war er doch einen Tick vor dem Witiker Goalie am Ball und schob diesen ersterem durch die Beine und zum viel umjubelten 2:0 ins Tor.
Nächster Gegner: das formstarke Küsnacht
Weil Tabellenführer Brüttisellen-Dietlikon gleichentags gegen den FC Küsnacht nicht über ein 2:2 hinauskam, vermochten die Zolliker den Rückstand auf die Spitze auf sechs Punkte zu verkleinern. Dies belässt dem SCZ zwar einerseits letzte, leise Aufstiegshoffnungen. Und doch muss dieses Resultat andererseits auch vor allem eine Warnung sein: Am kommenden Sonntag nämlich müssen die Zolliker auswärts im Derby gegen Küsnacht antreten. Zu hoffen ist, dass Trainer Stengele während der Matchvorbereitung erneut die richtigen Worte finden wird. Und seine Spieler gut zuhören.
Telegramm
SC Zollikon – FC Witikon 2:0 (0:0).
Riet, 50 Zuschauer.
Tore: 52. Gubler 1:0. 85. A. Schärer 2:0.
SCZ: Niederhauser; Martin, T. Hermida (67. Oettli), Girod, Vanek; M. Schärer (65. Rocha), M. Felder, Dugandzic, Fuchs (77. Lionzo); A. Schärer (87. Karpf), Gubler (74. Winkler, 90. Camichel).
Bemerkungen: Gelbe Karten gegen Fuchs, Lionzo und Vanek (alle wegen Foulspiels). SCZ ohne Azarnait, C. Bühlmann, Staubli (alle verletzt), Hugentobler, Y. Rämi (beide im Aufbautraining), F. Bühlmann, Oechslin, G. Rämi (alle gesperrt) sowie Burger und Spalinger (beide in den Ferien).