Ein müde wirkender Sportclub Zollikon unterliegt dem FC Schwamendingen zuhause 1:2 und droht früh in der Saison den Anschluss an die Tabellenspitze zu verlieren – in einer Gruppe, in welcher der anvisierte Aufstieg in die 2. Liga wohl deutlich einfacher zu bewerkstelligen wäre als in den vergangenen Jahren. 

Von Dennis Bühler

Einmal Dritter, zuletzt drei Mal in Serie Zweiter – seit die 1. Mannschaft des Sportclubs Zollikon im Juni 2011 in die 3. Liga aufgestiegen ist, verpasste sie den Sprung in die 2. Liga meist nur knapp. Im ersten Jahr war sie gegen den unangefochtenen Leader aus Herrliberg zwar noch chancenlos und verlor 20 Punkte, klassierte sich aber bereits auf dem für einen Aufsteiger ausgezeichneten 3. Tabellenrang. 2012/13 fehlte gegen das junge Team von YF Juventus bloss ein einziger Zähler (wobei YF unter fast schon skandalösen Umständen in der letzten Runde einen Forfaitsieg verbuchen durfte), 2013/14 vermochte der SCZ den 2. Tabellenrang zu verteidigen und verfehlte den Aufstieg zwei Punkte hinter Höngg erneut nur hauchdünn. Und auch in der vergangenen Spielzeit – erstmals unter dem Trainerduo Tomas Hermida und Christian Stengele – klassierte sich der SCZ auf dem 2. Rang, auch wenn Aufsteiger Brüttisellen-Dietlikon bis zum Saisonende bis auf neun Punkte enteilen konnte.

Kurzum: Die hohen Ziele, die sich die Zolliker Spieler auch vor der vor einem Monat begonnenen Saison wiederum gesetzt haben, sind gerechtfertigt. Sie haben in den letzten Jahren bereits bewiesen, dass sie über das Potenzial verfügen, um im Aufstiegsrennen ein gewichtiges Wort mitzureden. Könnte das Team die in der Vergangenheit mehrheitlich guten bis sehr guten Leistungen mal während einer gesamten Saison konstant abrufen und leistete es sich keine Aussetzer, läge auch der Aufstieg drin. Vor allem, wenn wie in dieser Saison – dies lässt sich nach vier gespielten Runden bereits festhalten – kein Team vorneweg marschiert. Der gegenwärtige Leader, der FC Witikon (vier Spiele, zehn Punkte), ist – man weiss es aus vergangenen Duellen – qualitativ höchstens gleich hoch einzuschätzen wie der SCZ. Mit anderen Worten: Die Gelegenheit wäre günstig. So günstig wie noch nie seit dem Aufstieg vor vier Jahren.

Unnötige Niederlage

Die bisherigen Resultate allerdings sind enttäuschend: Der SCZ ist in der ersten Cuprunde ausgeschieden; und er hat zwei der bisherigen vier Meisterschaftspartien verloren. Mit sechs Zählern ist der SCZ auf dem (noch nicht allzu aussagekräftigen) 6. Rang klassiert. Reissen sich die Spieler nun nicht schnellstmöglich am Riemen, droht sich das Team schon nach wenigen Wochen ins Niemandsland des Tabellenmittelfeldes zu verabschieden. Eine für alle Beteiligten langweilige und frustrierende Saison wäre die Folge: Viel zu gut, um abzusteigen, und chancenlos, aufzusteigen.

So unnötig wie die Auftakt-Heimniederlage gegen Oerlikon/Polizei war auch die gestrige Niederlage gegen den FC Schwamendingen. In den Anfangsminuten trat der SCZ spielbestimmend auf. Captain Matteo Felder prüfte den gegnerischen Torhüter mit einem Distanzschuss – und zeigte so früh auf, wie einfach dieser in Schwierigkeiten hätte gebracht werden können. Umso unverständlicher blieb, dass die Zolliker Spieler danach kaum mehr auf das Tor der Schwamendinger schossen, ja dass sie sich fast bis ins gegnerische Tor dribbeln wollten. Nach der Startviertelstunde kamen die Stadtzürcher Gäste besser auf und zu zwei guten Gelegenheiten, SCZ-Goalie Benjamin Niederhauser aber musste vorerst nicht eingreifen. In der 20. Minute setzte Joel Fuchs nach einer Flanke von Andrea Schärer einen Kopfball knapp über das Tor.

Unglückliches Handspiel

Während einer Phase, in der es der SCZ nicht schaffte, Druck aufzubauen, fiel das 0:1. Mittelfeldspieler Sebastian Oettli war ein kapitaler Fehlpass unterlaufen und das Abwehrzentrum zu wenig kompakt gestanden – und so hatte der Schwamendinger Angreifer wenig Mühe, mit einer Körpertäuschung den allzu früh spekulierenden Niederhauser in die falsche Ecke zu schicken. Nach 39 Minuten erzielte der SCZ den Ausgleichstreffer: Ein Schuss von Kevin Spalinger war noch von einem Verteidiger geblockt worden, doch mit etwas Glück prallte der Ball zu dessen Sturmkollege Sean Winkler, der überlegt zum 1:1 einschieben konnte.

Nach dem Seitenwechsel passierte lange Zeit wenig. Genauer: 13 Minuten lang. Dann schlug der FC Schwamendingen einen Ball hoch in Richtung Zolliker Strafraum, wo der Ball dem völlig unbedrängten SCZ-Aussenverteidiger Sascha Martin an die Hand prallte. Der Penaltypfiff des Schiedsrichters war folgerichtig, und der Stadtzürcher Schütze liess SCZ-Torwart Niederhauser keine Abwehrmöglichkeit. Sechs Minuten später hatten die Zolliker Pech, als der Unparteiische einen Zweikampf im Strafraum der Schwamendinger als Schwalbe Andrea Schärers taxierte; allerdings: vermutlich lag er damit richtig.

Ideenlose Offensive

Enttäuschend war, dass der SCZ in der verbleibenden halben Stunde kaum Torchancen herauszuspielen vermochte. Er agierte meist mit langen Bällen auf die Flügelspieler Schärer und Fuchs (und nach seiner Einwechslung Camichel) und vermied es weiterhin tunlichst, auch mal aus der Distanz zu schiessen. Und als sich einmal die Gelegenheit bot, einen Freistoss aus aussichtsreicher Distanz zu schiessen, nahm Schütze Marko Dugandzic bloss einen Schritt Anlauf (und schoss dementsprechend weit neben das Tor). Es fehlte an Zug zum Tor und am Willen und der Entschlossenheit, den direkten Weg in den Strafraum und dort das Duell zu suchen. Kurzum: Der SCZ griff auf viel zu durchsichtige Art und Weise an, und die Gäste aus Schwamendingen brachten den knappen Vorsprung ohne grosse Mühe über die Distanz. Während sich die 1. Zolliker Mannschaft seit dem Amtsantritt von Coach Stengele defensiv stark verbessert zeigt und im Abwehrverhalten meist 2.-Liga-Format aufweist, fehlt es offensiv an Ideen.

Nicht ausbezahlt hatte sich gegen Schwamendingen auch die Massnahme Stengeles, im dritten Spiel innert sieben Tagen zum dritten Mal dieselben elf Spieler auf den Platz zu schicken. Einigen fehlte es sichtlich an körperlicher und mentaler Frische. Vorab in der Offensive, wo der SCZ über etliche valable Alternativen verfügt, hätten dem Team neue Kräfte gut getan. Vielleicht erhalten diese in der nächsten Partie Gelegenheit, sich zu beweisen: Am Samstag um 17 Uhr trifft der SCZ auswärts auf den Tabellenführer FC Witikon.

Telegramm

SC Zollikon I – FC Schwamendingen II 1:2 (1:1).

Riet, 70 Zuschauer.

Tore: 28. 0:1. 39. Winkler 1:1. 58. (Penalty) 1:2.

SCZ: Niederhauser; Oechslin, T. Hermida, Dugandzic (88. Gubler), Martin; A. Schärer, Felder, Oettli (78. Y. Rämi), Fuchs (76. Camichel); Spalinger (59. Lionzo), Winkler (68. M. Schärer).

Bemerkungen: SCZ ohne F. Bühlmann und Vanek (beide verletzt), G. Rämi (abwesend), M. Eichin (2. Mannschaft) und Aeschbacher (noch nicht spielberechtigt). Rocha und Karpf neu fix in der 2. Mannschaft. Beim SCZ nicht eingesetzt: C. Bühlmann und Girod.