Der Sportclub Zollikon feiert im Kampf um den Aufstieg in die 2. Liga einen wichtigen Sieg: Beim FC Egg gewinnt er dank Toren von Andrea Schärer und Sean Winkler 2:1.

Von Dennis Bühler, Egg

 

Als die beiden SCZ-Trainer Alain Merkli und Werner Kienle ihre Spieler vor dem Beginn der Rückrunde nach ihren Zielen fragten, waren die Antworten geteilt: Etwa die Hälfte der 3.-Liga-Mannschaft gab an, im Sommer in die 2. Liga aufsteigen zu wollen; die andere Hälfte sagte, ganz einfach Spass am Fussball haben zu wollen. Der Rückrundenstart gelang ordentlich, aus drei Spielen resultierten zwei Siege, und nach dem überzeugenden Sieg gegen Fällanden übernahmen die Zolliker die Tabellenführung. Das Duell mit dem FC Egg am vergangenen Sonntag avancierte zum echten Spitzenkampf, der Erste war zu Gast beim Tabellendritten.

Sollte sich ein Spieler im Vorfeld der Partie der Wichtigkeit eben jener nicht bewusst gewesen sein, wiesen ihn die Trainer dezidiert darauf hin: „Es ist selbstverständlich, dass wir bei dieser Ausgangslage am Samstagabend ´Enthaltsamkeit´ üben“, schrieben Alain Merkli und Werner Kienle ihren Spielern per E-Mail. Schon um 7.45 Uhr versammelte sich das Team am Sonntagmorgen, um 10 Uhr pfiff der Schiedsrichter das Spiel auf dem tiefen Rasen des Egger Fussballplatzes Schürwies an.

Verdiente Zolliker Führung

Und die Zolliker waren trotz des ungewohnt frühen Spielbeginns von Beginn an wach, auch wenn der Gastgeber zuerst mehr von der Partie hatte. Nach vier Minuten schoss ein Egger nach einem missglückten Abschlag des SCZ-Goalies Guy Rämi knapp übers Tor, in der 13. Minute spitzelte ein Angreifer an Rämi vorbei, Abwehrchef Christian Stengele aber konnte klären. Danach war der SCZ das bessere Team, das auch zu guten Chancen kam: Nach 21 Minuten scheiterte Sean Winkler nach einem weiten Pass und guter Ballmitnahme am Egger Torhüter, drei Minuten später verpasste Marco Schärer aus guter Position den Moment der Schussabgabe. Über die gelbe Karte konnte sich ein Egger Verteidiger nicht beklagen, der nach einer halben Stunde den durchgebrochenen Andrea Schärer kurz vor dem Strafraum umriss. Zwar war noch ein Mitspieler auf gleicher Höhe gestanden – der Egger also nicht hinterster Mann –, doch hätte den schnellen Schärer mit Sicherheit niemand mehr am Torschuss hindern können.

In der 34. Minute ging der SCZ verdient in Führung. Ein erster Schussversuch Winklers war vom Kopf eines Gegenspielers abgeprallt, einen zweiten hatte der Egger Goalie abgewehrt, doch beim dritten Zolliker Abschluss war er machtlos: Andrea Schärer drosch den Ball unter die Torlatte. Bereits war die Nachspielzeit der ersten Halbzeit angebrochen, als SCZ-Goalie Rämi einen Schuss aus kurzer Distanz mirakulös um den Pfosten lenkte. Mit dem darauf folgenden Eckball aber fiel der aus Egger Sicht glückliche Ausgleichstreffer: Nach einer Kopfballverlängerung schoss ein Egger aus der zweiten Reihe, Rämi war ohne Abwehrchance.

Entschlossener und solidarischer

Auch in der zweiten Halbzeit war der SCZ die bessere Mannschaft, dominierte aber nicht mehr so stark wie noch vor dem Seitenwechsel. Chancen waren auf beiden Seiten Mangelware. In der 67. Minute flankte Andrea Schärer zur Mitte, der drei Minuten zuvor eingewechselte Stürmer Albert Gubler verlängerte mit dem Kopf, und Winkler entschied das Duell mit dem herauseilenden Egger Goalie für sich. Er war einen Tick vorher am Ball und traf zum 2:1. Zehn Minuten vor Schluss kamen Yves Rämi und Winkler zu weiteren guten Torchancen, reüssierten aber nicht. Die Zolliker waren nun vorab mit Verteidigen beschäftigt, gerieten aber nie ernsthaft in Bedrängnis. Sie hielten den Ball gekonnt vom eigenen Strafraum weg, und die beiden einzigen Egger Gelegenheiten – zwei Freistossflanken – klärten sie kompromisslos.

Der Zolliker Sieg war verdient und hätte gut und gerne ein, zwei Tore deutlicher ausfallen dürfen. Die Gäste wirkten entschlossener, sie investierten und kämpften mehr, sie waren solidarisch und befolgten das Motto der drei Musketiere, das die Trainer im eingangs erwähnten E-Mail ausgegeben hatten: „Einer für alle, alle für einen.“ So ragte denn auch kein Spieler aus dem Kollektiv heraus. Die geschlossene Mannschaftsleistung war es, der die Egger nichts entgegenzusetzen hatten.

Weil der hartnäckigste Konkurrent, YF Juventus, gegen Racing Club nur zu einem 2:2-Unentschieden kam, stehen die Zolliker nun alleine an der Tabellenspitze. An den kommenden zwei Wochenenden treffen sie auf die beiden Ranglistenletzten Unterstrass und Küsnacht. Wird der SCZ seiner Favoritenrolle gerecht, steigen die Chancen, dass der Verein erstmals seit der Saison 1990/91 wieder in die 2. Liga aufsteigt. Daran werden auch jene Spieler interessiert sein, die in der Winterpause nicht dieses Ziel formuliert haben. Denn bekanntlich macht Fussball im Erfolgsfall besonders viel Spass.

Telegramm

FC Egg I – SC Zollikon I 1:2 (1:1). Schürwies, 80 Zuschauer.

Tore: 34. A. Schärer 0:1. 45(+2). 1:1. 57. Winkler 1:2.

SCZ: G. Rämi; Martin, Stengele, Aeschimann, Bühlmann; Beisel, A. Felder (46. Burger, 85. F. Hermida); A. Schärer, Y. Rämi, Winkler; M. Schärer (64. Gubler).

Bemerkungen: SCZ ohne T. Hermida, Hugentobler, Niederhauser (alle verletzt), Einstein, M. Felder, Kälin (alle abwesend), Bircher, Leumann, Saliji (alle nicht im Aufgebot). Beim SCZ nicht eingesetzt: Azarnait, Camichel, Girod, Lionzo.