Die 1. Mannschaft ist mit einem 2:0-Heimsieg gegen den FC Kloten zwar erfolgreich in die Rückrunde gestartet. Will sie aber ihr Saisonziel erreichen und Ende Juni in die regionale 2. Liga aufsteigen, wird sie sich bedeutend steigern müssen. Nicht zuletzt vor dem gegnerischen Tor.

Von Dennis Bühler (Mitarbeit: Albert Gubler)

Schon die ersten drei Spielszenen liessen erahnen, dass der SC Zollikon an diesem Sonntagnachmittag das Glück auf seiner Seite haben würde: Nach drei Minuten lief zuerst ein Stürmer des FC Kloten alleine auf SCZ-Torhüter Guy Rämi zu, der den Winkel indes gut zu verkürzen wusste und den Angreifer so zu einem Heber zwang. Der Lob des Kloteners geriet zu hoch und flog über das Tor hinweg. Im Gegenzug wurde Andrea Schärer, der flinke Zolliker Flügelspieler, von einem Verteidiger der Gäste im Strafraum gefoult. Marko Dugandzic trat vom Elfmeterpunkt an und traf souverän in die linke obere Torecke. Nur drei Minuten später entschied der Schiedsrichter erneut auf Penalty für den SCZ, nachdem erneut Andrea Schärer nur mit einem Foulspiel hatte gestoppt werden können. Matteo Felder machte es Dugandzic, seinem Partner im defensiven Mittelfeld, gleich und liess dem Klotener Goalie keine Abwehrchance.

Das Spiel hatte also kaum begonnen, und der SCZ lag bereits mit 2:0 in Führung. Dieser Vorsprung tat dem Gastgeber in der Folge nicht nur gut. Er wirkte teilweise unkonzentriert, musste viele Ballverluste im Mittelfeld hinnehmen und konnte seine Angreifer kaum je in Szene setzen. In der 14. Minute leistete sich auch Goalie Guy Rämi, der in mehreren Szenen etwas unsicher wirkte, aber– das Wichtigste – schon zum sechsten Mal in dieser Saison zu null spielte, einen Aussetzer: Er liess einen Rückpass unter dem Fuss durchrutschen, konnte den Ball aber im letzten Moment noch von der eigenen Torlinie grätschen. Nach einer halben Stunde hätten die Gäste fast den Anschlusstreffer erzielt, der nicht unverdient gewesen wäre: Die Zolliker Abseitsfalle funktionierte nicht, doch der Klotener Stürmer, der Goalie Rämi bereits umkurvt hatte, vermochte den Ball aus spitzem Winkel nicht im Zolliker Tor unterzubringen.

Chaos und Unordnung nach Girod-Verletzung

Als die zweite Halbzeit zwei Minuten alt war, lag plötzlich der Zolliker Innenverteidiger Nicolas Girod am Boden. In der Pause wohl eingerostet, griff er sich nach einem harmlosen Zweikampf an die Leiste. Die Verletzung Girods verunsicherte die Zolliker Hintermannschaft sichtlich. Zu lange auch verzichtete das Trainerteam um Alain Merkli auf die fällige Auswechslung, obwohl schnell klar war, dass Girod nicht würde weiterspielen können. Als Kevin Spalinger, der erstmals seit Jahren wieder in der 1. Mannschaft zum Einsatz kam, an der Seitenlinie zur Einwechslung bereit stand, war das Chaos dann perfekt: Einige riefen Marco Schärer aus dem Spiel, andere wiesen darauf hin, dass die Zolliker nun ja schon seit fünf Minuten in Unterzahl spielten, weshalb Spalinger also logischerweise für Girod ins Spiel kommen müsse. Erst, als ein paar Minuten später mit der Auswechslung Schärers auch der eigentlich geplante Wechsel vollzogen war, ordnete sich der SCZ wieder besser. Zuvor hatte Guy Rämi einen Schuss eines Kloteners aus zwanzig Metern sehenswert um den Torpfosten gelenkt.

In der 64. Minute hätte Sebastian Oettli, der im Mittelfeld den Vorzug vor Yves Rämi erhalten hatte, alles klar machen müssen: Der Jüngste im Zolliker Team schoss freistehend und aus kurzer Distanz jedoch über das Klotener Tor, weil er plötzlich in Rücklage geraten war. Auch seine zweite Grosschance, das Spiel frühzeitig zu entscheiden, liess der SCZ in fahrlässiger Manier aus: Dugandzic schoss seinen Penalty derart schwach, dass der Klotener Goalie mühelos abzuwehren wusste. Wiederum war der für die gegnerische Abwehr kaum zu stoppende Andrea Schärer im Strafraum von den Beinen geholt worden.

Gelb-Rot für Stengele

In der 74. Minute schätzte Guy Rämi einen Schuss falsch ein, der Ball prallte an den Pfosten und wäre von einem gegnerischen Stürmer beinahe im Nachschuss verwertet worden. Der Schiedsrichter aber entschied auf Offside. Im Gegenzug vermochte ein Klotener Verteidiger nach dem schönsten Zolliker Spielzug der Partie einen Schuss von Spalinger auf der eigenen Torlinie abwehren.

In der Schlussphase wurde der bis dahin tadellose Schiedsrichter (nicht einmal die Klotener hatten sich über die drei Elfmeterpfiffe beschweren können) verhaltensauffällig. Erst verwarnte er den Zolliker Abwehrspieler Christian Stengele für ein Dutzendfoul, und bloss vier Minuten später zeigte er dem 27-Jährigen zum zweiten Mal Gelb. Nicht nur Stengele war fassungslos über die Bestrafung, die in keiner Art und Weise dem Vergehen entsprach. Der Zolliker hatte zuerst einen Freistoss rasch ausführen wollen, nahm dann aber von dieser Idee Abstand, weil ein gegnerischer Stürmer den Passweg zustellte. Als Stengele sich vom Ball entfernte, um einem Mitspieler die Ausführung des Freistosses zu überlassen, sah der Schiedsrichter den Tatbestand der Spielverzögerung erfüllt.

Obwohl die Zolliker nun in Unterzahl agierten, konnten sich die Klotener keine Torchance mehr erspielen. Nach einer Flanke Spalingers war es vielmehr der eingewechselte Zolliker Yves Rämi, der mit einem sehenswerten Weitschuss für den letzten Höhepunkt der Partie sorgte. Der Klotener Torwart aber lenkte den Ball mit einer Glanzparade um den Pfosten.

Der Grat zwischen Aufstieg und Absturz ist schmal

Die Zolliker hatten auch im Spiel gegen Kloten zumindest phasenweise angedeutet, wozu sie in dieser Saison imstande sein können. Klar wurde allfälligen Phantasten aber auch vor Augen geführt, wie schmal der Grat zwischen Aufstieg und Absturz ist: Das Spiel hätte, wäre (mit Ausnahme der späten gelb-roten Karte) nicht alles für die Zolliker gelaufen, durchaus auch mit einem Punktverlust für den SCZ enden können. Kloten, das sich nun höchstens noch Aussenseiterchancen auf den Aufstieg ausrechnen darf, war jedenfalls nicht viel schlechter als der Gastgeber.

Wenn nun Stengele ein Spiel gesperrt und Girod verletzt möglicherweise wochenlang fehlen werden, wird die Personaldecke in der Defensive bereits dünn. Besser sieht es in der Offensive aus: Sean Winkler, der seit vergangenem Juni keinen Ernstkampf mehr bestritten hatte, deutete sein Potenzial in der Schlussphase mit einigen schönen Pässen und Flanken an. Schon bald dürfte er in die Startformation zurückkehren. Und so hoffentlich für die Torgefahr sorgen, die am Sonntag in gewissen Szenen fehlte. Nicht immer wird der SCZ 2:0 gewinnen, wenn er aus dem Spiel heraus keinen Treffer zu erzielen vermag.

Telegramm

SC Zollikon – FC Kloten 2:0 (2:0). Riet, 80 Zuschauer.

SCZ: G. Rämi; C. Bühlmann, T. Hermida, Girod (52. Spalinger), Stengele; Dugandzic; A. Schärer, Oettli (66. Y. Rämi), M. Felder, Martin; M. Schärer (60. Winkler).

Tore: 5. Dugandzic (Penalty) 1:0. 8. M. Felder (Penalty) 2:0.

Bemerkungen: 72. Dugandzic verschiesst Penalty. Gelbe Karte: 82. Stengele (Foul). Gelb-rote Karte: 86. Stengele (Spielverzögerung). Beim SCZ nicht eingesetzt: Azarnait, Eichin, Lionzo. SCZ ohne Camichel, Gubler, Hugentobler (alle verletzt) sowie A. Felder und Niederhauser (abwesend).