Das Spiel der 2. Zolliker Mannschaft gegen den FC Meilen begann recht zerfahren. Einfaches Passspiel war auf dem sehr kleinen Kunstrasen in Meilen kaum möglich, da sich kaum Räume boten. Dies zeigte sich bereits im Aufbau von hinten heraus. Michael Kuhn, der erstmals in der Innenverteidigung spielte, weil Oliver Aeschimann absagte, Marc „Schöpfi“ Schöpfer in den Ferien weilt, Nicci seit Wochen krank ist und Marc Widmer gesperrt war, brachte kaum einen Ball an den Mann. Und Ismael Seven spielte entgegen der Ansage des Trainers nur lange Bälle nach vorne.

Statt diesen nachzueilen und ein Pressing aufzuziehen verwarfen seine Mitspieler die Hände. Sich Seven entschlossen angeboten, damit dieser sie einfach hätte anspielen können, haben sie aber auch nicht. Casio und Marco, die als Aussenverteidiger aufgefordert waren, sich ins Angriffsspiel mit einzuschalten, taten dies viel zu selten. Als sie es dann endlich umsetzten wurde es sofort brandgefährlich: Casio schlänzte den Ball gekonnt aufs gegnerische Tor. Den vom Torwart abgewehrten Schuss köpfte Marco direkt auf den eigentlich bereits geschlagenen Keeper der Meilemer.

Auf und Ab im Zolliker Angriff

Auf dem linken Flügel kämpfte Dominic Karpf in der gewohnten Bullterrier-Manier. Es erstaunt nicht, dass jemand mit so viel Ehrgeiz und Wille den Weg in die 1. Mannschaft sucht. Seine gelaufenen Kilometer zu ersetzen wird eine der grossen Herausforderungen für die 2. Mannschaft in der Rückrunde. Danilo und Zülfü waren ebenfalls bemüht in der offensiven Reihe. Aber vor allem bei Danilo merkte man, dass er immer noch etwas angeschlagen war von seiner Zerrung. Vorbildlich aber, wie er die Zähne zusammenbiss.

Das Zentrum mit Flavio „Strazzi“ Strazzella, Patrick „Schlagi“ Schlageter und Fabian Bischof fand kaum ins Spiel. Strazzi lief zwar wie immer viel, doch machte sich die Mittagshitze bemerkbar und auch der Frust aufgrund der spielentscheidenden Szene – aber dazu kommen wir später. Schlagi hatte zwar wohl seine genialen Momente (zu denen wir ebenfalls später noch kommen), aber der grosse Läufer war er ja bereits in den letzten Jahren in der 2. Liga nicht. Und Fabian ist gegenwärtig in der Schule sehr eingespannt und konnte deshalb in den letzten zwei Wochen nur einmal trainieren. Dazu hatte er Blasen an den Füssen von den Schuhen. Wieso er schlechte Schuhe beim Fussballspielen trägt, weiss auch nur er!

Trotz mangelnder Spielkultur kamen die Zolliker zu den besseren Chancen. In der 25. Minute zog Schlagi mit einem angetäuschten Schuss alle Gegenspieler auf sich, behielt dabei die Übersicht und spielte den frei stehenden Dominic direkt in den Fuss an. Dieser knallte alleine vor dem Tor den Ball trocken ins Kreuz – vv 1:0 für die Zolliker. Das Führungstor gab Selbstvertrauen. Prompt folgte die beste Phase der Zolliker, während der man die klar bessere Mannschaft war.

Rot nach haarsträubendem Fehler

Um der Defensive mehr Stabilität zu verleihen, wechselte der Trainer in der 35. Minute Yannick Staubli in die Innenverteidigung ein. Dies erlaubte Michael Kuhn, auf seine gewohnte Aussenverteidiger-Position zu rücken, wo er in gewohnter Manier mit viel Herz und Kampf brillierte. Ein Wechsel mit Folgen: Yannick hatte kurz vor der Pause als letzter Mann den Ball am Fuss und genügend Zeit, diesen weg zu spielen. Doch tut er dies nicht und dribbelt einen heraneilenden Stürmer aus. Wieder hat er Zeit zu spielen. Doch er tut dies wieder nicht und dribbelt gegen den nächsten Stürmer, wobei es zum Prellball kommt. Auch eine letzte Chance, den Ball entschlossen wegzuschlagen, nutzt er nicht. Die beiden Stürmer nehmen ihm den Ball ab. Einer zieht alleine aufs Tor. Goalie Daniel Erne stürmt zu ungestüm heraus und trifft nur den Gegenspieler Da gibt es nur eine Entscheidung, die der Schiedsrichter fällen kann: Rote Karte und Penalty für Meilen. Erne kann man keinen Vorwurf machen: Er wollte diese Saison eigentlich als Feldspieler auflaufen, doch weil Murat Saliji fast nie da ist, opfert er sich für die Mannschaft als Torhüter auf, obwohl er auf dieser Position kaum mehr trainiert.

Yannick an dieser Stelle an den Pranger zu stellen, ist jedoch ebenfalls nur teilweise richtig. Wieso? Er hat uns schon oft ausgeholfen, hat schon oft Spiele für uns entschieden (zum Beispiel in Uster, wo wir nur dank seiner und Kevin „Santa“ Spalingers Hilfe gewonnen haben) und zeigt Verständnis, dass die Spieler von der 2. Mannschaft vor den Eis-Spielern aufs Feld dürfen. Erstaunt, dass dieser Lapsus an diesem Tag Yannick passiert, ist man aber auch nicht. Zuerst kommt er zu spät zur Besammlung und dann läuft er mit nacktem Oberkörper und dem Shirt auf dem Kopf ein. Zu viel Coolness, zu legere Haltung – prompt bestraft. Aber eben, er hat nun einmal einen Fehler gemacht. Das kann jedem passieren. Und er hat sich vor der Mannschaft aufrichtig entschuldigt, das hat man gespürt und wir werden ihn jederzeit wieder mit ins Boot nehmen.

Grosser Kampf in Unterzahl

Zurück zum Spiel: Marco opferte sich und ging ins Tor. Seine beachtliche Körpergrösse brachte aber leider nichts. Die Meilener glichen mittels Elfmeter zum 1:1 aus. Nach dem Seitenwechsel war die Ausgangslage schwierig für die Zolliker. Ein Mann weniger, brütende Mittagshitze und die Meilemer im psychologischen Vorteil. So kam, was kommen musste: Die Gastgeber gingen zehn Minuten nach dem Seitenwechsel in Führung.

Der Zolliker Trainer wechselte erneut, brachte für den angeschlagenen Danilo den jungen Vale im Sturm, der die Vorbereitung auf die Rückrunde nicht hatte mitmachen können. Vale bemühte sich, konnte seinen Trainingsrückstand aber nicht verbergen. Und Flurin, der vergangene Woche wegen der Schule im Training gefehlt hatte, musste wegen Asthmas gar nach 20 Minuten wieder vom Feld.

Trotzdem gaben sich die Zolliker noch nicht ganz auf. Michi Kuhn eilte als Aussenverteidiger den Flügel hoch und runter. Ismael kämpfte in der Innenverteidigung wie ein Löwe. Vale, Dominic, Flu und später Zülfü versuchten vorne Nadelstiche zu setzen. Und dies gelang! Auch zu zehnt kamen die Zolliker zu vereinzelten Chancen und holten schliesslich einen Freistoss aus aussichtsreicher Position heraus. Da lässt sich Schlagi nicht zweimal bitten und schlänzt den Freistoss unhaltbar zum 2:2-Ausgleich in die entfernte Ecke. In der Folge boten die Zolliker eine beherzte Abwehrschlacht. Für einige zu viel. Strazzi, der unheimlich viel gelaufen war, musste mit Knieproblemen ausgewechselt werden. Für ihn kam Fabian zurück aufs Feld. Auch wenn er mit den Blasen tanzte, kämpfte er vorbildlich, indem er diese scheinbar ausblendete.

Unsportliches Verhalten zahlt sich leider aus

Dies trieb die Spieler und Trainer von Meilen in die Verzweiflung, sodass sie sich gegenseitig zu beschimpfen begannen. Auch das erstaunte nicht. Bereits in der ersten Hälfte verhielten sie sich äusserst unsportlich. Jede Entscheidung des Schiedsrichters wurde von allen Meilemern inklusive Ersatzbank lautstark kommentiert, Karten wurden gefordert und dem Gegner Spielverzögerung vorgeworfen – bis der Schiedsrichter den Meilemer Trainer „Hans Nötig“ auf die Tribüne schickte. Eigentlich schätze ich diesen Trainerkollegen und amüsiere mich auch immer köstlich beim Lesen seiner Matchberichte. Aber der verbale Auftritt von ihm und seiner Mannschaft an diesem Sonntag war einfach nur zum Fremdschämen und absolut unsportlich.

An dieser Stelle ein kurzer Aufruf: Liebe Trainer und Spieler des FC Meilen, ihr habt doch das nicht nötig! Lasst uns doch Spass am Fussball haben und die Entscheidungen dem Schiedsrichter überlassen, der übrigens für einen 4.-Liga-Schiedsrichter einen tollen Job gemacht hat.

Zurück zum Spiel: In der vierten Minute der Nachspielzeit pfiff der Schiedsrichter einen Hands-Elfmeter gegen die beherzt kämpfenden Zolliker. Yannick soll den Ball mit dem Arm gespielt haben. Von der Trainerbank sah das überhaupt nicht so aus. Und selbst wenn, war der Arm ganz nah an den Körper angelegt. Offensichtlich machte sich das unsportliche Reklamieren des FC Meilen während der vorangegangenen 93 Minuten doch noch bezahlt. Das dabei selbst der Schiedsrichter ein schlechtes Gewissen hatte, zeigte sich, als er völlig unbegründet den bereits verwerteten Elfmeter wiederholen liess. Aber auch beim zweiten Anlauf traf der Captain der Heimmannschaft und so gewann der FC Meilen sein Heimspiel in der letzten Minute mit 3:2.

Hätte, hätte, Farradkette

Und wieder fragt sich der Trainer des SC Zollikon: Was wäre, wenn unser Kader breiter wäre und wir nicht nur 14 sondern 16 Spieler dabei gehabt hätten? Was wäre, wenn die 14 Spieler alle die Vorbereitung und das Training in der letzten Woche mitgemacht hätten und fit wären? Was wäre, wenn jeder einzelne vor dem Match pünktlich käme und sich professionell vorbereiten würde? Was wäre, wenn der FC Meilen sich aufs spielen und nicht auf den Schiedsrichter konzentrieren würde? Ich glaube, man hätte Erfolg, man hätte Spass und ich wäre nicht so verdammt traurig an diesem Montag und würde mich nicht fragen, warum wir so viel Zeit in dieses Spiel investieren.