Die Zolliker Fussballer besiegen den FC Küsnacht mit 4:2. Nach einem doppelten Rückstand zur Pause führen Sebastian Beisel durch einen Weitschuss und Fernando Hermida mit drei Treffern die Wende herbei.

Von Oliver Aeschimann

Bisher hatte der SCZ in der 3. Liga alle drei Direktbegegnungen gegen seinen Nachbarn verloren. Dass bei Küsnacht dabei auch immer wieder Spieler aus der zwei Ligen höher spielenden ersten Mannschaft zum Einsatz gekommen sind, zeigt, wie wichtig das Derby auf beiden Seiten genommen wird. Die Ausgangslage der See-Equipen hätte vor der Partie nicht unterschiedlicher sein können: Zollikon grüsste von der Tabellenspitze, Küsnacht benötigte als Letzter dringend Punkte, um den Abstieg zu vermeiden.

Im ersten Drittel der Partie gestaltete sich das Spielgeschehen ausgeglichen, zwingende Torgelegenheiten gab es für keine Mannschaft. Und doch wurde der Sportclub durch einen Doppelschlag von Bischofberger (28./32.) eiskalt überrascht. Beide Male hatte die Zolliker Defensive dem Stürmer zu viel Raum gewährt –der ehemalige SCZ-Junior vollendete zuerst mit einem sehenswerten Weitschuss und daraufhin nach einer gekonnten Einzelleistung.

Zu allem Übel schied kurz nach den beiden Gegentreffern Torwart Guy Rämi verletzt aus. Da Ersatztorwart Murat Saliji mit der zweiten Mannschaft des SCZ im Einsatz stand, musste Yves Rämi aus dem Mittelfeld zwischen die Pfosten wechseln und seinen Bruder ersetzen. Fernando Hermida kam fortan auf der Spielmacherposition zum Einsatz. Bis zum Seitenwechsel waren die Gäste aus Zollikon zwar spielbestimmend, Küsnacht verteidigte aber geschickt und liess kaum gefährliche Aktionen zu.

Eine Charakterfrage

Trainer Alain Merkli ermahnte seine Mannschaft in der Pause, dass es eine Charakterfrage sei, ob man trotz der Hypothek aus der ersten Hälfte die Partie doch noch gewinnen könne. Allerdings benötigte seine Equipe zunächst auch Glück. Nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff hätten die Zolliker zwar bereits verkürzen können. Der Küsnachter Torwart lenkte eine Direktabnahme Hermidas aber knapp an die Unterkante der Latte. Auf der anderen Seite hätte Bischofberger aber die Partie mit seinem dritten Treffer bereits entscheiden müssen – alleine vor dem Zolliker Gehäuse verzog er allerdings seinen Schuss.

Beim Anschlusstreffer profitierte der SCZ schliesslich von einer ungewöhnlich strengen Regelauslegung durch den Schiedsrichter. Weil der Küsnachter Torwart den Ball länger als sechs Sekunden in den Händen gehalten hatte, entschied der Unparteiische auf indirekten Freistoss für die Gäste. Andrea Schärer führte diesen schnell aus und Fernando Hermida vollstreckte ohne Mühe.

Schien die Wende zuvor noch utopisch, so entfachte der Anschlusstreffer bei Spielern und mitgereisten Zolliker Zuschauern neue Hoffnung. In der 81. Minute jubelten diese gleichermassen: Nachdem der eingewechselte Albert Gubler kurz zuvor noch knapp am gegnerischen Torwart gescheitert war, zeigte er nun an der Strafraumgrenze Übersicht und legte für Sebastian Beisel auf. Dieser drosch den Ball nach der schönen Vorarbeit aus zwanzig Metern unhaltbar in die Maschen.

Entscheidung auf kuriose Weise

Es sollte der Beginn eines Zolliker Schlussfuriosos werden: Vier Minuten nach dem Ausgleich verlängerte Hermida am ersten Pfosten einen Eckstoss Azarnaits per Kopf ins Tor– 3:2. In der letzten Minute der regulären Spielzeit fiel dann die Entscheidung auf kuriose Weise. Der Küsnachter Torwart schoss nach einem Rückpass eines Verteidigers mit seinem Befreiungsschlag den nachgerückten Hermida an und von dessen Rücken kullerte der Ball ins Tor. Das letzte Aufbäumen von Küsnacht wurde abgewehrt und Zollikon stand als verdienter Sieger da.

Die Charakterprüfung hatten die Spieler des Sportclubs bestanden, aber wie schon in den Partien zuvor Mühe im Spielaufbau bekundet. Auch die Abwehrleistung muss in den verbleibenden fünf Spielen besser werden, will die Mannschaft erstmals seit 22 Jahren wieder in der 2. Liga spielen.

 

Telegramm

FC Küsnacht II– SC Zollikon I 2:4 (2:0).

Heslibach, 80 Zuschauer.

Tore: 28. Bischofberger 1:0. 32. Bischofberger. 2:0 69. F. Hermida 2:1. 81. Beisel 2:2. 85. F. Hermida 2:3. 89. F. Hermida 2:4.

SCZ: G. Rämi (36. F. Hermida); Bühlmann, Girod, Stengele, Azarnait; Beisel, A. Felder; Winkler, Y. Rämi, A. Schärer; M. Schärer (50. Gubler).

Bemerkungen: 50. Lattenschuss F. Hermida. 36. Guy Rämi verletzt ausgeschieden, danach Y. Rämi im Tor. Verwarnungen: 41. Azarnait, 50. F. Hermida, 86. Beisel (alle Foul), 90. Gelb-Rot gegen Hribal (FC Küsnacht, Foul).  SCZ ohne T. Hermida, Hugentobler, Niederhauser (alle verletzt), Martin, Einstein, M. Felder, Kälin (alle abwesend), Saliji, Bircher (2. und 3. Mannschaft). Beim SCZ nicht eingesetzt: Aeschimann, Burger.