An der Tabellenspitze der 3. Liga ist es zum Zusammenschluss gekommen: Die 1. Mannschaft des Sportclubs Zollikon unterlag gestern Sonntag dem SC YF Juventus 1:3, gleichentags gewann Männedorf gegen Höngg 1:0. Trotzdem haben die Zolliker den Erfolg in den eigenen Füssen: Gewinnen sie am Donnerstag in Witikon und in 13 Tagen gegen Höngg und vermeiden gelbe und rote Karten, steigen sie in die regionale 2. Liga auf.

Von Dennis Bühler

 

"Wir können besser spielen, als wir es heute gezeigt haben": Trainer Alain Merkli (links) war nicht zufrieden mit der Leistung seiner Spieler im Spitzenkampf gegen YF JuventusVerzweifelt versuchten die Zolliker, doch noch wenigstens den Anschlusstreffer zu erzielen, der für die letzten Spielsekunden die Hoffnung zurückgebracht hätte. Die Hoffnung auf ein Unentschieden, das ihnen weiterhin die unangefochtene Tabellenführung eingebracht hätte; ein Unentschieden aber auch, dass aufgrund der Spielanteile während der zurückliegenden 90 Minuten keinesfalls verdient gewesen wäre. Während der letzten Angriffe warf der Sportclub Zollikon alles nach vorne, Abwehrchef Tomás Hermida agierte als Mittelstürmer, die Mannschaft bemühte nun erst recht lange Bälle, ein Stilmittel, das schon zuvor dominiert und nie den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Sieben Minuten liess der gute Schiedsrichter nachspielen, gefährlich kam der SCZ nie mehr vor das gegnerische Tor.

Der Sieg der Gäste von YF Juventus war verdient, das gestand auch Alain Merkli ein, der Zolliker Trainer. „Wir können viel besser spielen, als wir es heute gezeigt haben“, sagte er. Und im Wissen, im Aufstiegsrennen dennoch alle Trümpfe auf Zolliker Seite zu haben, appellierte er an seine Spieler: „Jetzt gehen wir erhobenen Hauptes und mit stolzer Brust in die letzten zwei Saisonspiele. Die Tabellenführung lassen wir uns auf der Zielgerade nicht mehr nehmen.“

Das 0:1 nach einer Druckphase der Stadtzürcher

Seine beste Phase hatte das Zolliker Fanionteam gleich zu Spielbeginn gehabt. Mit gefälligen Kombinationen sorgten vorab die Gebrüder Schärer für einige Unruhe in der Abwehr der Juventiner, allerdings gelang es vorerst nicht, auch mal bis in den gegnerischen Strafraum vorzudringen oder den YF-Goalie mit einem Distanzschuss zu einer Parade zu zwingen. Nach einer Viertelstunde kam ein Spieler YFs im Anschluss an einen Eckball rund zwanzig Meter vor dem Zolliker Tor an den Ball, und mit einer sehenswerten Direktabnahme, die überdies leicht abgefälscht wurde, traf er unhaltbar für SCZ-Goalie Mauro Eichin ins untere linke Eck. Das Tor markierte das Ende einer kurzen, vielleicht dreiminütigen Phase, in der YF Juventus plötzlich hatte Druck ausüben können und hintereinander gleich zu mehreren Eckbällen gekommen war.

Gegen YF Juventus einziger Zolliker Torschütze: Yves RämiDie Zolliker liessen sich durch den plötzlichen Rückstand nicht entmutigen und kamen in der 20. Minute zur ersten guten Gelegenheit: Captain Alessandro Felder lancierte nach einer guten Körpertäuschung Flügelspieler Sascha Martin, der seinen Gegenspieler mit einem Haken gekonnt aussteigen liess. Sein Schuss aus rund zehn Metern aber geriet viel zu harmlos und bereitete dem Goalie YFs keine Mühe. Sechs Minuten später hob Tomás Hermida einen Freistoss an den gegnerischen Elfmeterpunkt, Yves Rämi war vor seinem Gegenspieler und dem herausgeeilten Goalie am Ball und köpftelte zum zu diesem Zeitpunkt verdienten 1:1-Ausgleich ein.

Der herrliche Distanzschuss genau ins Lattenkreuz

Mit einer herausragenden Einzelaktion lenkte ein Mittelfeldspieler von Juventus das Spiel in der 34. Minute wieder in die von den Gästen gewünschten Bahnen: Von der Seite war er ungünstig halbhoch angespielt worden, er konnte den Ball kaum kontrollieren, weshalb er sich zur Direktabnahme entschied. Aus 25 Metern traf er herrlich und für Eichin wiederum unhaltbar genau ins Lattenkreuz. Noch vor der Pause wäre YF fast vorentscheidend 3:1 in Führung gegangen: Ein Schuss wurde von Tomás Hermida abgeblockt, Eichin hechtete ins Leere, und der Ball prallte zu einem mitgelaufenen YF-Stürmer. Im Nachschuss aus bester Position traf er haarscharf am Aussenpfosten vorbei statt ins verlassene Tor.

Der junge Torhüter im Goal des SCZ überzeugte: Mauro Eichin

Zehn Minuten nach dem Seitenwechsel wehrte Eichin mit seiner besten Tat gegen einen alleine auf ihn zulaufenden Stürmer ab. YF spielte weiterhin ein beeindruckendes Pressing, griff die Zolliker Angriffe hoch an und zwang die Gastgeber im Spielaufbau zu Fehlpässen. Mit dem dritten Tor in der 81. Minute war das Spiel entschieden. Einen scharf getretenen Freistossball hatte Eichin nach vorne abprallen lassen und ein YF-Stürmer schneller reagiert als die Zolliker Verteidiger.

SCZ mit fünf gelben Karten Vorsprung auf Männedorf Tabellenführer

Dem SC Zollikon gelang es wie schon am Dienstag zuvor beim 1:1 in Männedorf nicht, einen direkten Konkurrenten im Aufstiegsrennen entscheidend zurückzubinden. Zu viel passte nicht an diesem Sonntagnachmittag: Die Verteidiger wirkten vor allem in der ersten Halbzeit nervös und leisteten sich allzu viele leichte Fehler im Spielaufbau; im zwar zweikampfstarken Mittelfeld fehlte die Dynamik, es fehlten die Tempowechsel, zu viel geschah im immer gleichen Trott; verheerend war aber insbesondere, dass der gegnerische Goalie während des gesamten Spiels kaum einmal zu einer Abwehr gezwungen werden konnte.

Wurde im SCZ-Angriff schmerzlich vermisst: der verletzte Sean WinklerDie Zolliker versuchten allzu oft, den Ball bis ins gegnerische Tor zu tragen und wurden im letzten Moment gestoppt, statt dass sie auch mal aus der zweiten Reihe geschossen hätten. Die Abschlüsse des treffsichersten SCZ-Stürmers Sean Winkler, der sich gegen Männedorf verletzt hatte, wurden ebenso schmerzlich vermisst wie Wille und Punch von Mittelfeldspieler Sebastian Beisel. Einem Zolliker Erfolg stand jedoch auch die spielerische Klasse von YF Juventus entgegen. In Anbetracht der Leistung des jungen Stadtzürcher Teams auf dem Sportplatz Riet muss es überraschen, dass es nicht die Tabellenspitze ziert, sondern im Aufstiegsrennen wegen der hohen Anzahl an Strafpunkten sogar die schlechtesten Karten des Spitzentrios aufweist.

Leader nämlich ist auch zwei Runden vor dem Saisonende weiterhin der SC Zollikon. Die Ausgangslage im Aufstiegskampf präsentiert sich ausserordentlich spannend: Der SCZ, der FC Männedorf und YF Juventus liegen mit jeweils 38 Punkten auf den Rängen 1 bis 3. Zollikon erhielt am Sonntag drei gelbe Karten (und damit drei zusätzliche Strafzähler). Der SCZ führt die Tabelle nun sieben Strafpunkte vor Männedorf und acht Strafpunkte vor YF Juventus an.

Das Restprogramm

Die Zolliker reisen am Donnerstag nach Zürich-Witikon, wo sie um 19.30 Uhr auf der Sportanlage Looren auf den Siebtplatzierten FC Witikon treffen, den noch leichte Abstiegssorgen plagen. Gleichentags tritt der FC Männedorf auswärts beim Fünftplatzierten FC Egg an. Am Sonntag spielt YF Juventus zuhause gegen den Ranglistenneunten FC Meilen, der dringend Punkte gegen den drohenden Abstieg in die 4. Liga braucht. Diese drei Aufgaben sind bezüglich ihres Schwierigkeitsgrads durchaus miteinander zu vergleichen. In der ausgeglichenen Gruppe gibt es keine einfachen Spiele. Dennoch darf gesagt werden: Lässt ein Team aus dem Spitzentrio bei dieser Ausgangslage in der zweitletzten Runde Punkte liegen, hat es den Aufstieg in die regionale 2. Liga auch nicht verdient.

In der letzten Runde, die am Sonntag 23. Juni zeitgleich um 10.15 Uhr ausgetragen wird, empfängt der SCZ im Rahmen des alljährlichen Grümpelturniers den Viertplatzierten Höngg, das vom Spitzentrio abgesehen stärkste Team der Gruppe. Männedorf reist nach Meilen, YF Juventus nach Fällanden.

Telegramm

SC Zollikon – SC YF Juventus 1:3 (1:2). Sportplatz Riet, 200 Zuschauer.

Tore: 15. 0:1. 26. Y. Rämi 1:1. 34. 1:2. 81. 1:3.

SCZ: Eichin; Azarnait, T. Hermida, Girod, Bühlmann (63. Camichel); A. Felder, Stengele; A. Schärer, Y. Rämi (77. Gubler), Martin; M. Schärer (58. F. Hermida).

Bemerkungen: SCZ ohne Hugentobler, Niederhauser, G. Rämi, Winkler (alle verletzt), Beisel, Einstein, M. Felder, Kälin, Saliji (alle abwesend). 63. Bühlmann verletzt ausgeschieden. Beim SCZ nicht eingesetzt: Aeschimann, Burger, Oettli.