Gegen wen spielt die 1. Mannschaft des Sportclubs Zollikon in der ersten Cuprunde heute Abend auf dem Riet (Spielbeginn 20 Uhr)? Eine Betrachtung der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart des FC Küsnachts.

von Dennis Bühler

Als der FC Küsnacht pünktlich zum 100-Jahr-Jubiläum im Sommer 2007 in die 1. Liga aufstieg, fühlten sich die Vereinsverantwortlichen am Ende ihrer Ziele angekommen. Dumm nur, dass man verpasst hatte, rechtzeitig die Weichen zu stellen, um auch in der dritthöchsten Liga des Landes zu bestehen, in der man dem professionellen Fussball schon sehr, sehr nahe ist. Der langjährige Erfolgstrainer Manuel Loureiro verliess den Verein nicht ohne Misstöne und wechselte zum FC Red Star, Giovanni Gargiulo übernahm.

Den sofortigen Wiederabstieg konnte Gargiulo nicht verhindern. Die Leistungen waren für den Klassenerhalt grösstenteils nicht gut genug, auch wenn der FCK letztlich auch fehlendes Glück geltend machen konnte, da er über eine Forfait-Niederlage gestürzt war (die Beschwerde dazu hatte ausgerechnet der frühere Trainer Loureiro eingereicht).

Der Plan erlitt spektakulär Schiffbruch

Auf Gargiulo folgte bald Andreas Bockaj, unter dem sich das Team wiederholt im gesicherten Mittelfeld der 2. Liga interregional klassieren konnte. Als dem Vorstand der Unterhalt des Teams zu teuer wurde trennte er sich vor etwas mehr als einem Jahr von Bockaj und vielen verdienten Spielern. Unter dem Ur-Küsnachter Thomas Maag wollte der FCK auf junge, einheimische Spieler setzen, ohne sich endgültig von der Zielsetzung zu entfernen, dereinst wieder in der 1. Liga aufzulaufen. Der Plan erlitt spektakulär Schiffbruch.

Tiefpunkte einer katastrophalen letzten Saison in der 2. Liga interregional waren 1:7-Niederlagen bei der U-23-Auswahl des FC Wohlen und in Dietikon sowie jeweils 0:8-Debakel gegen Kosova und Red Star. Als man gegen Schöftland in der zweitletzten Runde 1:8 unterging – abgestiegen war man längst -, entschieden die Verantwortlichen, die Mannschaft gar nicht erst zum letzten Saisonspiel gegen Langenthal antreten zu lassen. Dass man damit das Aufstiegsrennen krass verfälschte, indem man dem Zweitplatzierten Langenthal die Chance auf einen ebenso hohen Sieg nahm, wie ihn Tabellenführer Red Star hatte feiern können, war offensichtlich egal.

Starkes Angriffstrio: Nelson Vaz, Lubomir Baran und Guido Bischofberger

Trifft der Sportclub Zollikon heute also auf ein verunsichertes, destabilisiertes Team, das eine Saison voller Niederlagen zu verdauen hat? Darauf sollte nicht gewettet werden. Denn erneut blieb beim Nachbarn kein Stein auf dem andern. Trainer Thomas Maag wurde weggeschickt und durch den ehemaligen Super-League-Torschützenkönig Rainer Bieli ersetzt. Beim FCK coacht der 34-Jährige, der selbst nur noch in Notfällen spielen will, nun nicht nur die 1. Mannschaft, sondern koordiniert als technischer Leiter auch die Ausbildung auf allen Stufen. Neben Bieli und Assistenztrainer Milco Nardo sind auch nicht weniger als sieben Spieler neu im Kader.

Während der Trainer der unangefochtene Star der Equipe ist, dürfte ein in Küsnacht Altbekannter der beste Spieler sein. Der portugiesische Stürmer Nelson Vaz da Costa, der für den FCK schon in der 1.-Liga-Saison 2007 am linken Flügel gewirbelt hatte, wechselte in der Sommerpause vom FC Seefeld zum FCK. Zu achten sein wird auf dem Riet aber auch auf zwei weitere Offensivkräfte: Zum einen auf den Slowaken Lubomir Baran, der seit Jahren seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellt; zum anderen auf das junge Talent Guido Bischofberger, der seine Karriere beim SCZ begonnen hatte und wenigstens während des alljährlichen Grümpelturniers weiterhin auf dem Riet aufläuft. Im Duell gegen seine ehemaligen Kollegen, von denen er viele aus dem Zolliker Nachwuchs kennt, wird er besonders motiviert sein.

Trainer Rainer Bieli: «Unbedingt eine Runde weiterkommen»

Die Defensive hingegen wird von einem Altmeister organisiert: Igor Hürlimann spielte einst bei den Grasshoppers, für die er in seinem ersten Super-League-Spiel am 1. Mai 2005 gleich spektakulär ins Tor traf. «GC-Traumtor: Igor der Glückliche traf ins Thuner Lattenkreuz», titelte der «Blick». Auch im Uefa-Cup kam Hürlimann in einer Partie zum Einsatz, bevor er sich in Richtung Neuenburg verabschiedete. Bei Xamax und kurz darauf beim FC Wil hoffte er auf mehr Spielpraxis, konnte sich jedoch nicht durchsetzen – auch, weil ihn immer wieder Verletzungen zurückwarfen.

Das Ziel für die Cuppartie sei einfach formuliert, sagte Trainer Bieli am Dienstag auf Anfrage. «Wir wollen unbedingt eine Runde weiterkommen.» Verzichten muss er auf die langzeitverletzten Sean Fotheringham, Pascal Brotzer und Jan Wiki sowie den noch nicht für Küsnacht qualifizierten Luigi Trazza. Beim Sportclub Zollikon fehlen die Verletzten Asdin Azarnait, Carlo Bühlmann, Alessandro Felder, Michael Hugentobler und Sean Winkler. Ein besonderes Spiel gegen ehemalige Mitspieler wird es nicht nur für FCK-Stürmer Bischofberger, sondern auch für den Zolliker Marko Dugandzic, der bis vor zwei Jahren für Küsnacht spielte.

Heute: Cup, 1. Runde, SC Zollikon – FC Küsnacht. 20 Uhr, Fussballplatz Riet, Zollikon.